2005-2006: Die Titelgruppe knapp verfehlt


21 December 2020

Commune de Wiltz

Erstallt vum FC Wiltz 71

 Auf Charles Pauly folgte Daniel Boccar als Coach. Der 44-jährige Belgier, der als Assistent mit erfahrenen Trainern wie Robert Waseige und Eric Gerets (FC Liège) sowie Aad De Mos und Luka Peruzovic (Standard Liège) zusammengearbeitet hatte, brachte zwei seiner Schützlinge aus der Espoir-Mannschaft des Standard mit: Moussa Bah und Fabrice Mavinga. Weiterhin wurden verpflichtet: Gauthier Remacle, vielfacher belgischer U21-Nationalspieler und zuletzt als Profi in Oberhausen tätig, Fabian Gallée, zweiter Torwart beim belgischen Erstdivisionär Charleroi, Fabrizio Rosamilio, unser späterer Torschütze vom Dienst, und das Bissener Stürmertalent Claude Kreins. Zu diesen sechs Neulingen sollte sich einige Wochen später noch Samuel Ipoua gesellen, der zum Aufgebot der Nationalmannschaft des Kamerun bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich gehörte und als Profi im Einsatz war u.a. bei OGC Nice, Inter Mailand, Rapid Wien, 1860 München und zum Schluss bei Saint-Trond. Den Verein verließen Torhüter Christian Pauly (Amateure von Alemannia Aachen), Goalguetter Jérôme Fautré sowie Gianni Buttazzoni und Christopher Closter. „Hatte man im Vorjahr hauptsächlich Spieler aus der Region verpflichtet, so wehte diesmal wieder ein belgischer Wind“, schrieb eine Zeitung.

 

Nach zwei Zittersaisons, in denen wir uns jeweils erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt sichern konnten, wurden wir in der Presse erneut zu den Abstiegskandidaten gerechnet. So war zu lesen: „Wiltz kämpft mit Beggen und Rümelingen um den Klassenerhalt und hat zumindest auf dem Papier die besseren Karten.“ Und die Journalisten schienen Recht zu behalten, denn nach zwei Spieltagen hatten wir noch immer kein Tor erzielt. Nach drei Begegnungen besaßen wir erst einen Zähler und lagen auf dem 9. Rang, punktegleich mit Rümelingen und Beggen, und vor Petingen (0 P.). Nach sechs Partien waren wir gar auf den 10. Tabellenplatz zurückgefallen.

 

Der 2:1 Erfolg im Nordderby in Ettelbrück war wohl der Auslöser zum Höhenflug unserer Mannschaft, auch wenn es danach noch zu einem Ausrutscher in Grevenmacher kam. Ab der Niederlage an der Mosel, am 23. Oktober 2005, gab es anschließend eine ebenso eindrucksvolle wie unerwartete Serie von zwölf Spielen ohne Niederlage. Das Team arbeitete sich kontinuierlich nach vorn in der Tabelle und hatte, zum ersten Mal überhaupt seit der Einführung des Play-off, Aussichten, sich für die Titelgruppe zu qualifizieren. Die Niederlage in Hesperingen am letzten Spieltag der Qualifikationsrunde und der gleichseitige Erfolg von Grevenmacher gegen Etzella ließen unsere Träume platzen. Nichtsdestotrotz lagen wir nach den 22 Spieltagen der Vorrunde mit 34 P. und 36:27 Toren auf Rang fünf, eine Platzierung, die wir vorher nur ein Mal, und zwar in der Saison 1996-97, erreicht hatten. Trainer Daniel Boccar schlussfolgerte nach der Desillusion auf dem „Holleschbierg“ treffend: „ (...) Alles in allem vermiest uns das aber nicht die Saison. Wenn wir hier stehen, ist das, weil wir etwas geschaffen haben und ein einziges Spiel kann dieses nicht in Frage stellen.“

 

Besonders hervorheben könnte man den 4:3-Erfolg gegen Ettelbrück am 16. Spieltag. Es war mit Sicherheit eine der besten und spannendsten Begegnungen, die je in der „Géitzt“ stattfanden. Eine deutliche 3:0-Führung hatte Wiltz 71 nach 49‘ durch Treffer von Fabrizio Rosamilia (33.‘) und Guy Libambu (39.‘) sowie ein Ettelbrücker Eigentor (49.‘) aufzuweisen, doch sollte die Entscheidung erst durch die letzte Aktion der Partie herbeigeführt werden. Durch Tore von Mischo (51.‘), Holtz (84.‘) und Fernandes (88.‘) gelang Etzella das nicht mehr für möglich gehaltene 3:3. In der 91.‘ hätte Da Luz sogar die Ettelbrücker in Führung bringen können (Pfostenschuss). Den viel umjubelten Siegtreffer besorgte Fabrizio Rosamilia in der 94.‘ Unsere Mannschaft, die zum siebten Mal in Folge ungeschlagen blieb, spielte in folgender Aufstellung: Fabian Gallée, Moussa Bah, Guy Libambu, Philippe Florkin, Tom Kopecky, Sergio Sarmento, Fernando Barbosa, (83.‘ Carlos Teixeira), Gauthier Remacle, Manuel dos Santos (68.‘ Steve Schaack), Samuel Ipoua (75.‘ Mehmet Mujkic), Fabrizio Rosamilia.

 

Obschon die (sechs) Play-off-Spiele bedeutungslos geworden waren, wurden sie von Daniel Boccar und seinem Team nicht auf die leichte Schulter genommen. Wir beendeten die Abstiegsgruppe A an 1. Stelle mit 13 Punkten und 13:9 Toren vor Hesperingen (10), RFCU Luxemburg (7) und Rümelingen (4). Insgesamt kamen wir auf ein Total von 47 Punkten (Vereinsrekord) und 49:36 Toren. Fabrizio Rosamilia erzielte 22 Treffer und hatte gute Aussichten Torschützenkönig zu werden; am letzten Spieltag aber klebte ihm das Schusspech an den Stiefeln, so dass er noch von Sözen (Grevenmacher) überholt werden konnte. Daniel Boccar verzichtete im Play-off auf Fabian Gallée, Samuel Ipoua und Carlos Teixeira. Den Platz von Gallée zwischen den Pfosten nahm nun Emmanuel Andrien ein.

 

Kein Spieler bestritt sämtliche 28 Partien. Die meisten Einsätze verzeichneten Tom Kopecky und Gauthier Remacle mit 27, gefolgt von Philippe Florkin (26), Guy Libambu und Fabrizio Rosamilia (je 25), Sergio Sarmento und Steve Schaack (je 24), Fabian Gallée (22), Manuel dos Santos und Mehmet Mujkic (je 21).

 

Neuzugang Fabrizio Rosamilia erzielte fast die Hälfte der 49 Wiltzer Tore. 22 Tore in einer Meisterschaft bedeutet bis heute Vereinsrekord in der Nationaldivision. Die anderen 27 Treffer markierten: Gauthier Remacle (10), Philippe Florkin (3), Manuel dos Santos, Tom Kopecky und Steve Schaack (je 2), Samuel Ipoua, Claude Kreins, Guy Libambu, Antony Pasqualino, Carlos Teixeira und Christian Theissen (je 1). Dazu kamen zwei Eigentore von Ettelbrück und Petingen. 

 

Zwei Finalen innerhalb von drei Tagen verloren

 

Die Senioren II wurden unangefochten Meister des 1. Bezirkes der 3. Division und stiegen somit in die 2. Division auf. Sie beendeten die Saison unbesiegt mit 50 Punkten aus 18 Spielen und gestanden ihren Gegnern nur zwei Unentschieden zu (3:3 in Vianden, 2:2 in Fels). 142:30 Tore lautete das Torverhältnis, was einem Durchschnitt von 8:2 pro Spiel entspricht.

 

Nach Siegen gegen Hosingen, Mühlenbach und Erpeldingen konnte sich unser Reserveteam durch einen überzeugenden 6:2-Heimerfolg gegen Hamm für die Runde der letzten Vier im Landespokal qualifizieren.

 

Im Halbfinale in Niederwiltz gegen Niederkorn II führten wir nach 70’ mit 4:0, ohne bis dahin auf ernsthaften Gegenstand gestoßen zu sein. Leichtsinnsfehler erlaubten den Gästen auf 5:3 heranzukommen, ohne den Wiltzer Erfolg jedoch noch zu gefährden. Die Qualifikation fürs Finale erspielten: Charel Roemer, David Alves (46.‘ Claude Kreins), Yi Lin, Guy Libambu, Tom Kopecky, Fernando Barbosa, Asmir Mujkic, Mehmet Mujkic, Carlos Teixeira (76.‘ Guy Theissen), Christian Theissen (46.‘ Franco Iovino) und Marc Gira.

 

Die einzige Niederlage der ganzen Saison sollte es dann im wichtigsten Spiel des ganzen Jahres, im Endspiel der Coupe de Luxembourg, am Pfingstmontag, geben. In Mertzig verlor unsere zweite Garnitur mit 0:2 gegen Schieren, obschon sie fünf Mal so viele Torgelegenheiten als der Gegner besaß. Eine enttäuschende spielerische Leistung, Unvermögen vor dem Tor, ein verschossener Elfmeter, ein hervorragender gegnerischer Torwart und das mangelnde Quäntchen Glück sind einige Ursachen dieser total unerwarteten Niederlage, waren wir doch als haushohe Favoriten in die Begegnung gestartet. Rasim Kalabic schickte folgende Spieler auf den Platz: Charel Roemer, Yi Lin, Tom Kopecky, Sergio Sarmento, David Alves (46.‘ Laurent Arndt), Mehmet Mujkic, Asmir Mujkic (61.‘ Christian Theissen), Fernando Barbosa, Carlos Teixeira, Franco Iovino (46.‘ Claude Kreins) und Marc Gira.

 

Drei Tage zuvor verloren unsere Espoirs das Finale der Coupe du Prince. Sie hatten sich nach Erfolgen gegen Hostert (3:1) und in Echternach (4:1) für das Halbfinale qualifiziert. Gegen Diekirch bot unsere Mannschaft eine ansprechende Leistung in der „Géitzt“ und konnte sich relativ leicht, durch Tore von Fabrice Mavinga (5.‘), Manuel dos Santos (32.‘) und Claude Kreins (73.‘), durchsetzen. Trainer Rasim Kalabic setzte folgende 14 Spieler ein: Charel Roemer, Amel Cosic, Laurent Arndt, Ben Heiderscheid, David Alves, Sevad Mujkic, Emko Kalabic (85.‘ Sedudin Muratovic), Manuel dos Santos, Dan Huet (76.‘ Anis Adrovic), Fabrice Mavinga, Claude Kreins (82.‘ Avdullah Tutic).

 

Wiltz 71 stand somit zum 5. Mal innerhalb von zehn Jahren im Endspiel der Coupe du Prince und... verlor, wie bereits erwähnt, zum 5. Mal, diesmal in Beggen, gegen Oberkorn, vor 412 Zuschauern. Vor der Pause wirkte unsere Mannschaft zu passiv und beschränkte sich auf Konter. In der zweiten Halbzeit bekamen wir allmählich Oberwasser, hatten aber kein Glück im Abschluss und wurden Opfer zweier Gegenangriffe der Oberkorner. Rasim Kalabic hatte folgende Mannschaft aufgestellt: Charel Roemer, Laurent Arndt, Sevad Mujkic, Ben Heiderscheid, David Alves, Emko Kalabic (83.‘ Anis Adrovic), Fabrice Mavinga, Dan Huet (70.‘ Amel Cosic), Manuel dos Santos, Bruno Alves, Claude Kreins.

 

Das Osterturnier wurde bei den Cadets von Diekirch gewonnen vor Norden 02 und Wiltz 71. Bei den Scolaires konnte sich Wiltz I durchsetzen vor Harlange-Tarchamps und Lorentzweiler.

 

Genau wie die Espoirs mussten auch die Cadets aus der 1. Klasse absteigen, indes die Scolaires sich auf einem Mittelplatz in der 2. Klasse behaupten konnten. An der regionalen Meisterschaft nahmen noch fünf weitere Wiltzer Jugendmannschaften teil: Minimes, Poussins zu 11, Poussins zu 7, Pupilles und Bambinis.

 

Im Frühjahr wurde eine Damenmannschaft ins Leben gerufen. Sie wurde von Tatiana Golonova trainiert.

 

2006 bestand der Vorstand von Wiltz 71 aus: Romain Schneider (Präsident seit 2002), Henri Roemer (sportlicher Direktor), Maisy Berscheid, Robert Nilles und René Schroeder (Vize-Präsidenten), Fernand Weber (technischer Verantwortlicher), Jean-Claude Thines (Generalsekretär), Alain Martin (Generalkassierer), Gilbert Weis (2. Kassierer), John Becker, Raymond Federspiel, Romain Fraiture, Marc Glod, Eric Greisch, Théo Grisius, Emile Lutgen, Gilbert Remy, Marc Weber und Vic Weber (Beisitzende), John Shinn (Ehrenpräsident).